
November 2022
Ich habe derzeit ein Lieblingslied.
Es heißt „Kaleidoskop“ von Johannes Oerding.
Es handelt von einem Asteroiden, der in dein Paradies einschlägt, die Frage - wieso ausgerechnet ich, und der Hoffnung, die zuletzt stirbt, …
Durch dieses Lied bin ich meiner Hoffnungslosigkeit nochmal begegnet. In mir tief versunken und als subtile Schwere im Alltag immer wieder spürbar. Wie sie mir bewusst geworden ist? Das erste Mal bei unserem ORF-Dreh für die Sendung „Bewusst Gesund“. Das zweite Mal um den 02.11. herum. Der Tag an dem Andi, mein Mann, ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Das dritte Mal im Tanzen, genau bei diesem Lied. Ich tanze leidenschaftlich gerne und tanze alles, was mich bedrückt aus mir raus. Nur für mich zu Hause.
Im Tanz ist sie aufgebrochen und wollte sich zum Ausdruck bringen. Sie ist mir mit Tränen begegnet, mit Wut, warum gerade wir und einer großen Portion Aussichtslosigkeit für die Zukunft. Ich war in diesem Moment doch sehr überrascht, dass die Hoffnungslosigkeit und die Aussichtslosigkeit doch noch so viel Platz in mir hatten. Man bedenke, dass es nun doch „schon“ zwei Jahre her ist, seit Andi gestorben ist. Ganz schnell ist mir klar geworden, ich muss mir eingestehen, es sind „erst“ zwei Jahre. Damit war mal fürs erste der Druck, wie etwas wann sein sollte, weg. Ich habe mich in den Tanz, in die Bewegung hineinfallen lassen. Die Gefühle zugelassen und es nochmal gespürt, die Hoffnungslosigkeit, die sich als tiefes Loch auftat, mir den Boden unter den Füssen nahm, als der Anruf vom Krankenhaus kam. Mein Mann wurde in den Tiefschlaf gelegt und die Aussicht, dass er es schaffen könnte, war gering. Jeden Tag beim Arztgespräch zu hören, wie nahe er dem Tod steht! Zu wissen, je länger er im Tiefschlaf liegt, die Aussicht auf Besserung schwindet. Doch die Hoffnung wollte nicht aufgeben, wollte daran glauben, dass er es schafft, bis zum Schluss. Ein Stück Hoffnung ist mit ihm gestorben, denn sie stirbt zuletzt. Doch nur ein Teil, denn der andere Rest der Hoffnung und die Aussicht auf ein gutes Leben haben mich die letzten zwei Jahre getragen, um heute wieder Glück und Lebendigkeit zu spüren. Sie hat mir den Mut zur Veränderung gegeben und den Glauben, dass ich es schaffe zu leben, mehr als je zuvor.
Ich habe es geschafft, dieses Stück Hoffnung, das mir abhandengekommen ist, wieder frei zugeben. Im Tanz und dem tiefen Glauben an mich und mein Leben!
Der Verlust und der Schmerz werden nie ganz verschwinden, das habe ich die letzten vielen Monate akzeptiert. Die Wellen der Trauer werden immer wieder auftauchen. Ich sehe sie als Chance, die Chance, mir ganz nah zu sein und ehrlich und offen mit mir umzugehen.
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